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27.06.2023

Gärtnern macht Spass

Gärtnern macht Spass

Bericht vom Acker (Teil 2)

Aktivitäten in naturnahen Räumen sind so wichtig für eine allseitige Entwicklung von (Klein-) Kindern! Ältere Erwachsene wissen dies noch aus eigener Erfahrung; jüngere finden entsprechende Erläuterungen und wissenschaftliche Belege z.B. in dem internationalen Bestseller von Richard Louv (2011) oder in dem gemeinsamen Werk des Kinderarztes Herbert Renz-Polster und des Hirnforschers Gerald Hüther (2013). Und eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass schon Friedrich Fröbel für einen Garten im Kindergarten plädierte! Fröbels Garten enthielt in der Mitte kleine Beete für einzelne Kinder, die von diesen beliebig bepflanzt werden konnten. Links davon befand sich ein großes Beet, auf dem zur Hälfte Gemüse und zur Hälfte Blumen angebaut wurden, während das große Beet auf der rechten Seite für verschiedene Feldfrüchte vorgesehen war. Um diese Anlage herum wurden Kartoffeln und Gerste (wohl für Graupen) angepflanzt, die für die Verpflegung der Kinder vorgesehen waren. Fröbel listete mehr als 60 verschiedene Pflanzen auf, die in dem Garten wachsen sollten.

Gärtnern verlangt im Grunde keine Fachkenntnisse, sondern eine gute Beobachtungsgabe, Frustrationstoleranz und Experimentierfreude: Wer Pflanzen genau beobachtet, bemerkt, ob sie z.B. mehr oder weniger Wasser gebrauchen, eine zusätzliche Gabe an Kompost und Hornspänen benötigen oder im kommenden Jahr lieber einen etwas schattigeren Platz bekommen sollten. Das Vorziehen von Pflänzchen in mit Folie abgedeckten Töpfen auf dem Fensterbrett oder in einem Zimmergewächshaus, die Aussaat direkt ins Beet oder das Einpflanzen von Gewächsen aus dem Gartencenter wird nicht immer von Erfolg gekrönt sein – und eine Gemüsesorte, die im vergangenen Jahr einen hohen Ertrag brachte, mag im laufenden Jahr vor sich hinvegetieren, weil das Wetter nicht passt. Da es fast unendlich viele Pflanzenarten gibt, kann jedes Jahr etwas Neues ausprobiert werden – haben die Kinder z.B. neben den länglichen grünen Zucchini schon solche mit runden, gelben oder gestreiften Früchten angebaut? Und wie schmecken goldorangefarbige, grüne, gelbe, rotschwarze, weiße, schwarze oder zweifarbig gestreifte Tomaten bzw. Wild-, Dattel-, Kirsch-, Cocktail-, Fleisch-, Paprika- oder Johannisbeertomaten?

Kleinkinder lernen somit, dass es bei weitem mehr Gemüse- und Salatsorten gibt, als in den Supermarktregalen angeboten werden. Viel wichtiger ist aber, dass sie erleben, wie gängige Arten aussehen, wie sie vom Samen zur erntereifen Pflanze heranwachsen, was sie während des Wachstums benötigen, wie sie geerntet und verwertet werden oder wie sie ausreifen und Samen bilden (so sollte man z.B. auch einmal einen Salat blühen lassen). Die Kinder erfahren, dass Gemüse direkt vom Beet anders schmeckt als Supermarktware oder Tiefkühlkost. Und ein Salat mit einer Sauce aus selbst angebauten Kräutern ist einfach köstlich!

Im Garten lernen Kleinkinder den Lebenszyklus von Pflanzen kennen, ihre Bedarfe und natürlichen Feinde. Sie benötigen nur wenig Anleitung, denn die Pflanzen zeigen ihnen, was ihnen fehlt. Die Kinder sehen also die Folgen von Pflege oder Vernachlässigung; sie lernen aus Erfahrung. Ferner beobachten sie, wie abhängig das Gärtnern von der Natur ist, und entwickeln eine große Achtung vor dem Leben (bzw. der Schöpfung). Und nur wer die Natur liebt, wird sie auch schützen!