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29.03.2023

Freispiel – freies Spiel - spielfrei – Spiel frei

Freispiel – freies Spiel - spielfrei – Spiel frei

8:15 Uhr: Die ersten Büroarbeiten sind erledigt, einige Telefonate getätigt. Es ist Zeit den Kindern und Kollegen*innen im ALH „Guten Morgen zu sagen“.

Freispiel – freies Spiel - spielfrei – Spiel frei

Ich liebe den Gang nach unten in die Gruppenräume. Vor allem liebe ich meine kleine Pause auf der Treppe. Es ist ein bisschen wie im Kino, wenn ich als stille Beobachterin den Kindern bei ihrem Tun zuschaue. Allerdings ist das Programm im Kino längst nicht so vielfältig. Heute morgen ist im Treppenhaus großer Tumult. „Die Diebe sind alle ausgebrecht,“ verrät mir Jonas. Und der andere Jonas erklärt mir, dass er Polizist ist und die Diebe einfangen werden. Die beiden „Polizistinnen“ warten voller Vorfreude auf die Ankunft der Diebe, damit sie „eingebuchtet“ werden können. Die Aufregung ist groß, als die Diebe abgeführt werden. Die möchten nämlich nicht abgeführt werden und wehren sich kräftig.

Ich bringe es nicht über mich, die Kinder an die Regel zu erinnern, dass nur vier Kinder im Flur spielen dürfen. Ob das pädagogisch wertvoll ist, sei dahingestellt. Aus pädagogischer Sicht ist allerdings dieses Freispiel äußerst wegweisend!

11:45 Uhr: Gleicher Ort! Andere Darsteller!
„Da müssen wir noch einmal drüber reden. So ein Geschmiere kann ich nicht akzeptieren“, höre ich Leni im „Lehrerinnen Ton“ bemängeln. Die Kinder sind gerade aus der Schule gekommen und scheinen das Erlebte im Spiel neu in Szene zu setzen. Leni, Mats und Lasse sind die Experten*innen für den ganzen „Schulkram“, wie Mats betont und Paula, Miri, Daniel und Thea werden in die hohe Kunst des Schullebens eingewiesen. Diesmal weise ich vorsichtig auf die hohe Anzahl der Kinder hin, die im Treppenhaus spielen, biete als Alternative die Lönneberga Gruppe an und kann die Schulszene dort weiter beobachten.

Es entsteht bei mir der Eindruck, als habe sich seit meiner Schulzeit gar nicht so viel verändert.

Freispiel – freies Spiel - spielfrei – Spiel frei

Die beiden geschilderten Situationen sind elementare Bildungssituationen. Wir Erwachsenen neigen dazu, zu sagen: „Die Kinder spielen ja nur“. Pädagogen und Psychologen wissen, dass sich im freien Spiel die menschliche Intelligenz entwickelt. Im Freispiel erlebt das Kind einen selbst zu bestimmenden Freiraum. Das bedeutet, es darf selbst bestimmen, mit wem es spielen möchte, was es spielen möchte, womit es spielen möchte und wie lange es spielen möchte. Im Freispiel kann das Kind Erlebnisse und Gegebenheiten, die es bewegt nacherleben und verarbeiten. Vorgelebtes von uns Erwachsenen wird ebenso im Spiel nachgeahmt. Das Kind erlebt sich im Freispiel als eigenständige Persönlichkeit. Diese Erfahrung ist eine wichtige Voraussetzung für ein positives Selbstbild. Beim gemeinsamen Spiel werden Beziehungen aufgebaut, Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. Im Freispiel lernt ein Kind sich einzubringen, Konflikte zu erkennen und zu bewältigen. Die sprachlichen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten werden je nach Entwicklungsstand eingesetzt und stetig weiterentwickelt.

Wer erinnert sich nicht an die eigene Kindheit mit den „Tun als ob“ oder „du wärest wohl dann ...die Lehrerin und ich hätte dann die Hausaufgaben nicht gemacht“ Spiele.

Hier wird der Fantasie und Kreativität freien Lauf gelassen. Das Kind erlebt im eigenem Mitgestalten viele positive Gefühle und konzentriert sich voll auf das aktuelle Geschehen im Spiel.

So kann ich mich nur Friedrich Fröbel anschließen, dem Gründer des Kindergartens, der einmal sagte: „Spiel ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung.“