01.02.2023
Aktionswoche startete mit Ausstellungseröffnung im Rathaus
Zu Beginn des neuen Jahres haben sich im Januar 2023 sehr viele Bildungsaktuer*innen in Baunatal auf den Weg gemacht, mit Kindern und Jugendlichen demokratisches Zusammenleben und dessen Gestaltung erlebbar zu machen. In den Bildungseinrichtungen findet bereits Demokratielernen und Partizipation statt, vielfältige demokratiepädagogische Projekte und Methoden werden angewandt und umgesetzt.
In der Aktionswoche zur Demokratiepädagogik vom 23. bis 27. Januar 2023 wurden nun einige dieser Projekte und Ideen gebündelt und sowohl den Fachkräften als auch der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Es gab eine Vielzahl von Impulsen und Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche. Verbindender Gedanke war, dass das Verständnis für und die Umsetzung von Demokratie nicht von selbst kommen, sondern Demokratie muss gelernt und gelebt werden.
Um Demokratiegefährdung und Entstehungsprozesse demokratiefeindlicher Haltungen und Handlungen geht es in der Ausstellung „Weiße Wölfe“, die während der gesamten Aktionswoche im Rathausfoyer zu sehen war. In der Ausstellung sind großformatige Bilder der grafischen Reportage „Weiße Wölfe“ von David Schraven zu sehen. Jugendliche des Jahrgangs 10 der Gesamtschulen und eine jahrgangsübergreifende Gruppe der Baunsbergschule wurden im Rahmen von Führungen durch die Ausstellung begleitet. Die Kooperation mit dem Verein für politische Bildung „Die Kopiloten“ ermöglichte den Jugendlichen interessante Einblicke und Diskussionen. Rechtsextremes Gedankengut und die Symbole und Dynamik der rechten Szene wurden anhand der Graphik Novell jugendgerecht aufbereitet und gaben auch Einblicke, wieso sich junge Menschen einer menschenfeindlichen und extremistischen Gruppe anschließen. Einige Schüler*innen sind sogar im Anschluss an die Führung geblieben, um weiter zu reden und Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Als Erkenntnis nahmen die jungen Leute mit, dass man rechten Strömungen wach und mutig entgegentreten muss. Die Präsentation der Ausstellung in Baunatal ist eine Kooperation der Kommunalen Bildungsplanung Baunatal mit dem Verein „Die Kopiloten e.V.“ aus Kassel.
Außerdem war in einer extra-Ausstellung im Rathausfoyer das Kinderrechte-Projekt der Kita Albert-Schweitzer zu sehen: Die Kindertagesstätte hat mit Kindern sechs Kinderrechte erarbeitet, die ihnen besonders wichtig waren und deren Bedeutung für die Kinder in Fotos dargestellt sind. Diese Fotos sind gerade im Rahmen der Ausstellung im Foyer des Rathauses zu sehen, darüber hinaus gibt es noch einen Film, der die Arbeit der Kinder vorstellt. Das Recht auf Spiel und auf Beteiligung sowie der Schutz vor Gewalt und das Recht auf ein sicheres zu Hause waren den Kindern ein besonderes Anliegen.
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung fand am Dienstag, 24. Januar 2023 um 16:30 Uhr im Foyer des Rathauses durch Bürgermeisterin Manuela Strube statt.
Der Fachvortrag von Thomas Gudella, Medienpädagoge und Mitarbeiter der Stadt Baunatal im Produktbereich Kommunale Bildungsplanung, verdeutlichte, wie Bilder und Filme mittlerweile künstlich entwickelt werden und auf keinerlei Tatsachen mehr beruhen. „Trau keinem Bild“ war dementsprechend der Titel. Gerade in Zeiten, in denen Vertrauen in öffentliche Institutionen und Medien verloren geht und die Einflussnahme von sozialen Medien exponentiell zunimmt wird Aufklärung über die Wirkung und Herkunft von Bildern wichtiger. Weiter zu diskutieren bleibt auch in der Baunataler Bildungslandschaft, wie gemeinsam Kinder und Jugendliche noch besser vorbereitet werden auf die Anforderungen zum Umgang mit Medien, um die demokratische Lebens- und Herrschaftsform zu stärken und langfristig zu erhalten.
An der Friedrich-Ebert-Schule fand an selben Tag eine Kinderkonferenz gemeinsam mit der Schulleitung zum Thema Schulregeln statt.
Wie kann Demokratie mit Kindern in der Schule eingeübt werden? Eine Möglichkeit bietet der Klassenrat, ein bewährter basisdemokratischer Ansatz, mit dem Partizipation in der Schule realisiert werden kann. Er hat zum Ziel, möglichst alle Schüler*innen in Planungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden, und bietet einen festen Rahmen, in dem sämtliche Belange von Unterricht und Schulleben offen thematisiert werden können. Organisiert von der Kommunalen Bildungsplanung, der Stadt Baunatal kamen von 15.00 bis 18.00 Uhr knapp vierzig schulische wie außerschulische PädagogInnen zusammen zu einer Fortbildung „Update Klassenrat“. Als Referentin konnte Dr. Birte Friedrichs vom Projekt Gewaltprävention und Demokratielernen des Hessischen Kultusministerium gewonnen werden. Bei Kaffee und Kuchen gab es für die sehr interessierten Fachkräfte Gelegenheit, ihre Kenntnisse über die Möglichkeiten dieses Beteiligungsformats aufzufrischen, neue Impulse zu sammeln und im Austausch weitere Ideen für den pädagogischen Alltag zu entwickeln.
An der Friedrich-Ebert-Schule fand eine groß angelegte Abstimmung der Kinder zur Verwendung von Sponsorenlaufgeldern für Spielgeräte statt. Die Meinungsbildung und Ideensammlung wurde gut vorbereitet, so dass die Kinder die Abstimmung durchführen konnten: Informationen erhielten alle jüngere Jahrgänge durch die persönliche Vorstellung und zusätzlich durch einen Infostand an zwei Vormittagen in der Woche. So waren alle Kinder gut informiert und das Votum konnte erfolgen.
Die Umsetzung des Klassenrats und des Schüler*innenrates war in der Grundschule am Stadtpark, dort wurden die Rollen, die für eine gelungene Umsetzung nötig sind, in allen Klassen eingeübt.
Im Jahrgang 4 wird außerdem das Thema "Kinderrechte" im Religions-bzw. Ethikunterricht behandelt.
Auch in der Intensivklasse wird zu Kinderrechten gearbeitet: hier wurde das "Recht auf Freizeit und Spiel" thematisiert.
Durchführung des Klassenrates im Jahrgang 3.
In der Intensivklasse entstandene Bilder, zu dem Kinderrecht Freizeit und Spiel.
An der Theodor-Heuss-Schule arbeitet die Schüler*innenvertretung in Kooperation mit der DEXT-Stelle des Landkreises Kassel zum Begriff Demokratie und erstelle Trickfilme dazu an der Schule. Diese können nun auch im Unterricht eingesetzt werden, um die wesentlichen Elemente der Staatsform zu erläutern wie Wahlen und Gewaltenteilung. In einer Talkshow inszeniert die Schüler*innenvertretung weitere grundlegende Pfeiler der Demokratie: Pressefreiheit, Mitbestimmung Meinungsfreiheit und Pluralismus.
An der Erich Kästner Schule gab es zwei Aktionen: der gesamte Jahrgang 5 hat sich mit den Kinderrechten beschäftigt. Es wurde erarbeitet was welche Rechte es gibt und welche Bedeutung sie für die Kinder haben. Zudem wurden dabei auch die Rechte der Kinder in aller Welt in den Blick genommen.
Darüber hinaus organisierten Schüler*innen des Jahrgangs 10 im Rahmen des Unterrichts in der Aula die jährlich stattfindende Gedenkfeier zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Im März fährt eine Gruppe nach Polen/Auschwitz, um sich die Gedenkstätte selbst anzuschauen.
Die Kinder der Langenbergschule haben ebenfalls Kinderrechte im Schüler*innenrat erarbeitet: Welche Kinderrechte gibt es? Wie erfahren wir davon? Wie erfahren andere Kinder davon? Verschiedenen Möglichkeiten wurden ausprobiert und diskutiert und als eine Möglichkeit zu besseren Bekanntmachung der Kinderrechte in Baunatal auch Darstellungsformen im öffentlichen Raum überlegt. Dabei kam die konkrete Idee zustande, einen Actionbound zu entwickeln, der dann allen Kindern und Eltern in Baunatal zur Verfügung gestellt werden kann! Hierzu laufen bereits die Vorarbeiten.
Die Kinderrechte standen auch im Stadtteilzentrum Baunsberg im Mittelpunkt vieler Kindergruppen: Während der zwei Wochen vor der Aktionswoche haben Kinder in allen offenen und festen Kindergruppen Kinderrechte thematisiert, vor allem das Recht auf ein „Zuhause“.
Es wurden Koffer gebastelt mit den drei individuell wichtigsten Dingen, die bei einem Umzug mitgenommen werden würden; Stopp-Schildern für die Zimmertür angefertigt um das Recht auf Privatsphäre zu signalisieren; Wunschzuhause-Klebebilder hergestellt; Bilder zu Kinderrechte-Pixi-Büchern gemalt. Die Fotos der Bastelarbeiten wurden mit den Statements der Kinder dokumentiert und anhand von (interaktiven) Plakaten im Stadtteilzentrum ausgestellt sowie online veröffentlicht!
Das Astrid-Lindgren-Haus hat als altersgemischte Kita das Recht auf Gesundheit in den Blick genommen: Die Kinder haben unterschiedliche Wahlmöglichkeiten in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Entspannung und konnten erfahren, wie vielfältig das Thema Gesundheit ist. Ergänzt wurden die Angebote durch ein kleines Projekt im Bereich der Ernährung: Der Biohof Krug wurde besucht, und die Begriffe regional, saisonal, nachhaltig und gesund kindgerecht vermitteln.
Im Kinder- und Jugendzentrum „Second Home“ standen ebenfalls die Kinderrechte zuhause im Mittelpunkt; das Angebot war, gemeinsam mit Eltern und Kindern oder Jugendlichen Kooperationsspielen das Miteinander zu thematisieren und sich gegenseitig Anregungen zu geben.
Weitere Berichte der Aktionswoche sind auch auf den jeweiligen Webseiten der Institutionen zu finden.
Die AG Demokratiepädagogik des Bildungsforum Baunatal freut sich über die vielfältig gestaltete Aktionswoche und bedankt sich bei allen mitwirkenden Akteur*innen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Bettina Pauli, Kommunale Bildungsplanung, Stadt Baunatal unter 0561 4992 376 oder unter bldngsplnngstdt-bntld