Stadtteile
Von dörflicher Idylle zur modernen aufstrebenden Stadt
Die junge Stadt Baunatal hat seit der Gründung im Jahr 1966 eine rasante Entwicklung genommen.
Mit ihren 28.000 Einwohnern ist sie die größte Kommune im Landkreis Kassel. Die dörflichen Ortskerne der Stadtteile mit ihren Fachwerkhäusern und romantischen Straßen und Gassen verkörpert die traditionelle Seite – die großzügige, vielfältige Bebauung zeigt Baunatal als eine moderne Stadt.
Entstanden ist die Stadt aus einst sieben selbstständigen Gemeinden als Folge der Ansiedlung des Volkswagenwerks. Die Traditionen bewahren, die Gegenwart leben und die Zukunft planen – dazu gehört in erster Linie die Familienfreundlichkeit, die sich Baunatal auf die Fahnen geschrieben hat. Die Menschen fühlen sich wohl in der lebendigen Stadt mit ihrer gut ausgebauten Infrastruktur.
Es lebt sich gut in Baunatal. Das zeigt sich auch daran, dass die Kinder und Erwachsenen von Anfang an in die Planungen ihres Umfelds einbezogen werden und in dem regen Vereinsleben mit einem ausgewogenen Kultur-, Sport- und Freizeitangebot für alle Generationen. Darüber hinaus ist die Stadt Baunatal in ihrem Bestreben die Stadt barrierefrei zu gestalten, mit einer Vielzahl von Rückbau- oder Umgestaltungsmaßnahmen vorangekommen. Trotz des mit vielen Käfer-Skulpturen sichtbaren Stolzes, eine „Autostadt“ zu sein, existiert ein bestens ausgebautes Radwegenetz, das ständig erweitert und auf Sicherheit überprüft wird.
Altenbauna



Im Stadtteil Altenbauna haben sich im Verlauf der Stadtentwicklung große Veränderungen ergeben. Wo vormals Äcker und Wiesen im Tal am Fuße des Baunsbergs die Landschaft prägten, entstanden das Einkaufszentrum, der 50 ha große Stadtpark mit Schule und Sporteinrichtungen und zahlreiche Wohnsiedlungen. Viele bei Volkswagen Beschäftigte pendelten täglich von ihren Wohnorten zur Fabrik. So entstanden Mitte der 70er Jahre die weithin sichtbaren Hochhäuser, um den Arbeitern vor Ort Wohn- und Lebensraum zu schaffen.
Für den damals dringend benötigten Raum und den Aufbau der Infrastruktur wurden Besitzer alter ländlicher Gehöfte in Altenbauna in die freie Feldmark umgesiedelt. Heute gibt es nur noch wenige Zeugen vom ehemaligen Altenbauna. So beispielsweise alte Häuser an den Hängen des Baunsbergs, ein mittelalterlicher Gerichtstisch neben der Friedenskirche und eine zwischen 1885 und 1890 gepflanzte Linde auf dem Meierküppel, von wo aus man in unmittelbarer Nähe einen schönen Blick auf das von hügeliger Landschaft umgebende Tal der Bauna mit seiner vielfältigen Bebauung hat.
Altenritte



An die Südwestseite des Baunsbergs schmiegt sich Altenritte. Urkundlich erstmals 775 erwähnt, hat der Stadtteil in seinem Kern seinen ursprünglich ländlichen Charakter durch liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser bewahrt. Unter zwei denkmalgeschützten Linden vor der Heilandskirche zeugen der Rest eines Taufsteins von 1787 und ein alter Gemeindetisch von der langen Tradition.
Die Altenritter werden noch heute „Kuckucke“ genannt und tragen den Namen mit Stolz. Viele als Waldarbeiter beschäftigte Bürger meinten, der Baunsberg gehöre ihnen allein und fühlten sich dementsprechend, dass sie den Altenbaunaern zuriefen, „ihr habt auf unserer Seite nichts zu suchen“. Die verglichen dann ihre Nachbarn mit Kuckucken, die ja auch ein bisschen Beherrscher des Waldes sind und überall mal auftauchen. Nach dem Ausspruch. „Macht euch heim, ihr Kleinen, ihr Stoppen“ bekamen die Altenbaunaer ihren Necknamen „Stoppen“.
Großenritte
Der heute zweitgrößte Stadtteil Baunatals ist Großenritte. Sie war früher die flächen- wie auch einwohnermäßig weitaus größte Gemeinde und war stolz auf diesen Status, zumal sie respektable bauliche Leistungen sowie sportliche und kulturelle Erfolge nachweisen konnte. Durch fruchtbare Gespräche der Gemeindevertreter kam es 1966 zum Zusammenschluss mit der Gemeinde Baunatal, die dadurch den Status „Stadt“ erhielt.
Kommt der Besucher aus Richtung Hertingshausen auf Großenritte zu, bietet sich ihm westlich von den Langenbergen mit ihrem imposanten Burgberg ein atemberaubender Anblick. Rund um die Kreuzkirche zeugen viele schmucke Gebäude von einer traditionellen Vergangenheit, die durch Handwerk und Handel geprägt war. Gern wurde früher Schmand gekauft, der nach Kassel auf den Markt gebracht wurde. Eines Morgens fehlte Klein-Wilhelm sein Strümpfchen, das man vergeblich suchte. Am anderen Tag war Markt in Kassel und man zog Körben und Töpfen zum Königsplatz. Als der Schmandtopf fast leer war, passierte es. Beim Ausschöpfen hing das Strümpfchen in der Kelle. Der Vorfall blieb nicht ungesehen. Es wurde gelacht und darüber gesprochen, was den Großenrittern den Necknamen die „Schmandhasen“ einbrachte.
Guntershausen

Idyllisch an den Fuldaauen gelegen liegt Baunatals kleinster Stadtteil Guntershausen. Eine der ersten Eisenbahnviadukte Deutschlands überquerte bei Guntershausen die Fulda. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, um die großen Handels- und Messezentren Leipzig und Frankfurt/Main zu verbinden. So wurde das kleine 200 Einwohner zählende Dorf zum Eisenbahnknotenpunkt der Strecken Main-Weser- und Friedrich-Wilhelm-Nordbahn und in weiten Teilen Deutschlands bekannt.
Bis 1868 galt die Brücke als die größte des Deutschen Reiches. Die heutige Form der imposanten Brücke entstand 1952, nachdem die sieben mittleren Bögen 1945 zerstört wurden. Sehenswert ist der alte Bahnhof in Guntershausen, der allerdings wegen Baufälligkeit nur von außen zu betrachten ist. Er war früher mehr ein Repräsentations- und Funktionsbau für die „große Welt“ und weniger für die Guntershäuser Bürger. Ebenso wie das ehemalige Hotel Bellevue – dem heutigen Marie-Behre-Altenhilfezentrum, in dem zur Blütezeit Fürsten und Regenten anderer Staaten und wohl auch Otto von Bismarck zu Gast waren.
Ein Teil der Guntershäuser Bevölkerung war damals bei der Bahn beschäftigt und trug die Uniform der Deutschen Reichsbahn. In den Nachbarorten wurden sie deshalb als die „Beamten“ bezeichnet.
Hertingshausen



Zusammen mit Kirchbauna und Guntershausen gehört Hertingshausen zu den kleineren der sieben Stadtteile. Viele kennen den Ort nur vom großen Gewerbegebiet auf der anderen Autobahnseite. Der Ort selbst kann auf eine über 900-jährige Geschichte zurückblicken und hat sich im Ortskern ihre ländliche Geschichte bewahrt. Viele alte Gebäude sind abgerissen, doch sind einige an der Hauptstraße erhalten. In einer Gasse namens Junkermeierhof wird auf einer Tafel die Geschichtes des Hofes erzählt, den die Meier (Verwalter) für die Junker (Ritter) führten. Unter dem Naturdenkmal „Unter den Eichen“ war früher eine Gerichtsstätte. Heute wird hier jährlich wieder das Brunnenfest gefeiert.
Ob zu Fuß, zu Pferde oder mit dem Fahrrad – Hertingshausen bietet einen herrlichen Ausblick auf fast alle Baunataler Stadtteile und nach Süden fällt der Blick in den Chattengau. Gleich zwei Necknamen haben die Hertingshäuser: Vom Südwesten, nahe Besse, kommen viele Unwetter, die über den höher gelegenen Ort hinwegziehen. In Kirchbauna wurde daher immer gesagt, „die Hertingshäuser haben die Wolken heruntergeschoben“. Daher der Name die „Wolkenschieber“. Auch gab es früher zahlreiche Hohlwege, die im Winter durch Schneemassen zugeweht waren. Deshalb musste aus dem Hertingshäuser Haus eine Person zum Schneeschippen antreten. Daher stammt der zweite Neckname die „Schneeschipper“.
Kirchbauna

Der Stadtteil Kirchbauna ist der dritte Stadtteil, der sich mit Altenbauna und Altenritte zur Gemeinde Baunatal zusammenschloss. Gemeinsam haben die Gemeindevertreter bereits künftige Planungen für eine neue Infrastruktur eingeleitet.
Überragt und scheinbar bewacht wird der kleine Stadtteil von der mittelalterlichen Wehrkirche, die als Zufluchtsstätte im Mittelalter für Mensch und Vieh im weiten Rund des Kirchhofes mit der denkmalwürdigen Mauer und den noch vorhandenen Schießscharten nachempfunden werden kann. Die heutige Kirche wurde 1773 gebaut. Die frühere Kapelle war baufällig und genügte nicht mehr den Anforderungen.
Auch die Kirchbaunaer haben ihren Spott- und Necknamen. Zum Kirchspiel Kirchbauna gehörten früher Altenbauna, Rengershausen und Hertingshausen. Sie mussten die beiden letzten Jahrgänge nach Kirchbauna gehen, Trauungen und Konfirmandenunterricht fanden ebenfalls dort statt. Auf den Weg wurde allerlei Unfug getrieben und das blieb auch dem Pfarrer nicht verborgen, so dass es manchmal beim Unterricht Schelte gab, manchmal mehr. Was lag da näher den Kirchbaunaern das „Schwarzmachen“ zuzuschreiben, die so ihren Necknamen die „Schwarzmacher“ bekamen.
Rengershausen


Über 250 Jahre vor der Ansiedlung des VW-Werks in Rengershausen war der Ort durch die Knallhütte in aller Munde. Sie ist nicht nur bekannt als Brauerei und Gasthaus, sondern auch als Geburtsort der 1755 geborenen Märchenerzählerin Dorothea Viehmann. Sie erzählte den Gebrüdern Grimm die Märchen und Sagen, die sie durch die Erzählungen von durchreisenden Kaufleuten, Handwerksburschen und Fuhrleuten im Wirtshaus im Gedächtnis bewahrt hatte.
Die Knallhütte ist heute in der 8. Generation in Familienbesitz und als „Märchenbrauerei“ ein beliebtes Ausflugsziel. Zweiter beliebter Treffpunkt war früher das Lokal „Zum Felsengarten“, idyllisch an der Fulda gelegen. Da rückte die ganze Familie mit Kind und Kegel aus, gemahlenen Kaffee und große Kuchenpakete im Korb. Aus den ganzen Nachbargemeinden traf sich die Dorfjugend in größeren Gruppen und zog gemeinsam los. Und was sang man dabei? „Karline, Karline komm, wir wollen nach Seckbach geh’n, da ist es wunderschön.“ So waren halt die Rengershäuser die „Seckbächer“.