28.01.2025
Neujahrsempfang 2025 im Zeichen des Zusammenhalts
Der Neujahrsempfang der Stadt stand unter einem Motto, das aktueller und bedeutsamer nicht sein könnte: Zum Thema „Demokratie erleben“ fanden die Rednerinnen und Redner in der Stadthalle neben teils nachdenklich stimmenden und ernsten auch viele optimistische und zuversichtliche Worte.
Angesichts globaler Krisen und politischer sowie gesellschaftlicher Spannungen und Unsicherheiten nehmen die Herausforderungen zu, darüber waren sich alle einig. Mehr denn je gelte es daher, die demokratischen Werte zu bewahren, zu fördern und zu verteidigen. „Demokratie ist nicht nur ein politisches System, sondern eine Lebensweise, die auf Respekt, Freiheit und Gleichheit basiert“ - mit diesen Worten habe Nelson Mandela mehr als recht, stellte Bürgermeister Henry Richter in seiner Neujahrsansprache fest, und er fügte hinzu: „Eine Gesellschaft lebt von Vielfalt, Werten, Respekt und Wertschätzung.“ Dies gelte auch für die Stadtgesellschaft. „Lassen Sie uns Baunatal zu einer Stadt der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, des gesellschaftlichen Zusammenhalts, der wirtschaftlichen Innovation, der Bildung, des Sports, der Kunst und Kultur, der Integration, Inklusion und Vielfalt machen“, appellierte der Bürgermeister.
Zuvor hatte er, auch im Namen der Stadt und des Ersten Stadtrats Daniel Jung, die Gäste herzlich willkommen geheißen. Darunter waren neben Ehrenbürgern Vertreterinnen und Vertreter des Magistrats, des Stadtparlaments und der Verwaltung sowie verschiedener Vereine, Verbände und Institutionen; ebenso aus Politik und Wirtschaft sowie Amtskollegen aus den Nachbarkommunen. Sie alle erlebten einen ebenso anregenden und interessanten wie vielfältigen und kurzweiligen Vormittag im Zeichen der Demokratie.
Zwischenapplaus erhielt Festredner Prof. Dr. Hermann Heußner, der sich der Demokratie auf unterhaltsame Weise, aber mit einer nicht minder eindringlichen Intensität annahm. Weitere Rednerinnen und Redner waren Vize-Landrätin Silke Engler, Torsten Schweiger, Oberbürgermeister der Partnerstadt Sangerhausen, und Stadtverordnetenvorsteher Reiner Heine. Eine Premiere auf der Stadthallenbühne gab es für Pressesprecher Raphael Digiacomo, der als Moderator souverän durch die Veranstaltung führte.
Für beste Unterhaltung sorgten zwischendurch die Big Band der Musikschule Baunatal und die erst kürzlich gegründete KSV Hip Hop-Gruppe, die sich beim Neujahrsempfang spontan den Namen „Die Backstreets“ gab.
In ihren Beiträgen beleuchteten die Redner des Neujahrsempfangs das komplexe Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Demokratie, so die einhellige Feststellung, sei weder eine Selbstverständlichkeit noch ein Selbstläufer. Sie zu erhalten und zu schützen und ihre Werte wie Freiheit, Menschenwürde und Toleranz zu bewahren, ist eine große Aufgabe, zu deren Bewältigung jeder Einzelne beiträgt. „Jeder von uns hat das das Recht - und damit die Verantwortung - an der Gestaltung unserer Gesellschaft teilzuhaben“, hob Baunatals Pressesprecher Raphael Digiacomo hervor, der die Veranstaltung moderierte.
Bürgermeister Henry Richter nannte mehrere Eckpfeiler, die für eine funktionierende Demokratie wichtig seien, und er sprach allen in ihren jeweiligen Bereichen tätigen Akteurinnen und Akteuren seinen Dank und seine Anerkennung aus. Da sei zunächst das auf allen Ebenen für das Funktionieren der Demokratie entscheidende politische Engagement. In den Kommunen spiele zudem das vielfältige Vereinsleben eine zentrale Rolle, das mit seinen vielen Ehrenamtlichen „das Herz unserer Gemeinschaft ist“, sagte er. Die Stärkung und Weiterentwicklung der Sportstadt; ebenso der Erhalt und die Förderung kultureller Angebote blieben wichtige Kernthemen.
Für ein respektvolles Miteinander stehe auch die Arbeit in den Gremien, darunter Behinderten- und Inklusionsbeirat, Ausländerbeirat und Seniorenarbeitskreis; ebenso seien Kirchen und Religionsgemeinschaften unverzichtbar. Ein weiterer Grundpfeiler zur Wahrung der Demokratie sei - neben einer umfassenden Bildung und vielseitigen Betreuungslandschaft - die Sicherheit, für die Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte sorgen. Der Bürgermeister verwies auf das Bestreben der Stadt Kompass-Kommune zu werden - das sei wichtig, um nicht nur die Sicherheit zu verbessern, sondern auch, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken. Auch sei es verantwortungsvoll, sich für eine gut funktionierende Infrastruktur der Feuerwehren in jedem einzelnen Stadtteil einzusetzen, betonte er.
Weitere Schwerpunkte seien der Ausbau der Interkommunalen Zusammenarbeit, u.a. in den Bereichen Lärmschutz und Digitalisierung, sowie gemeinsam mit dem Stadtmarketing die Erarbeitung eines Tourismuskonzepts. Für die kommenden Jahre liege ein wesentlicher Fokus vor allem auch auf der wirtschaftlichen Weiterentwicklung Baunatals.
In seiner unterhaltsam vorgetragenen Festrede hatte der Demokratie-Experte Prof. Dr. Hermann Heußner, Mitglied der Europa Union Kassel, teils unkonventionelle Lösungsvorschläge parat, mit denen die dringlichsten Probleme, vor denen die Demokratie stehe, gelöst werden könnten. „Demokratie ist in der Lage Unmögliches zu vollbringen“, stellte er mit Blick auf die Anfänge im alten Griechenland fest, als die Athener ihre Demokratie erfolgreich gegen das persische Reich, eine bedeutende Großmacht, verteidigten. Ein wichtiges Instrument zur Belebung der Demokratie seien Foren: Menschen sollten wieder zu einem demokratischen Diskurs zusammengebracht werden - und zwar „face-to-face“ im direkten Dialog.
Dazu brauche es Plätze - „warum nicht ein Amphitheater auf dem Karlsplatz in Kassel oder auch eins in Baunatal?“ Zudem könne die Teilnahme an einer Bürgerversammlung für jeden Bürger zur Pflicht erhoben werden - bei Nicht-Erscheinen würde ein Bußgeld drohen.
Bei Wahlen werde die Bedeutung der Nichtwähler unterschätzt, „es fehlen die Warnlampen“, sagte Prof. Heußner. Er regte u.a. die Möglichkeit an, auf dem Wahlzettel eine Proteststimme abgeben zu können. Eindringlich warnte er vor dem weiteren Erstarken rechtspopulistischer Strömungen. „Extremistische Parteien nähren sich von Großkrisen“, warnte er. Verbote könnten eine Teillösung sein; ebenso sollten Volksentscheide eingeführt werden - „so wie in der Schweiz.“ „Wir müssen in Europa gemeinsam schnell verteidigungsfähig werden“, mahnte er abschließend.
Vize-Landrätin Silke Engler überbrachte Grüße des Landkreises. Sie sprach die schwierige wirtschaftliche Lage der Region an, die die „kommunale Familie“ - alle Kommunen und der Landkreis - gemeinsam zu meistern habe. „25 Prozent aller gesamtstaatlichen Ausgaben, die wir leisten, stehen Einnahmen von nur 16 Prozent gegenüber“, verdeutlichte sie den finanziellen Hintergrund, vor dem der Landkreis wichtige Aufgaben für die Menschen in der Region stemmen müsse, die die Kommunen alleine nicht leisten könnten.
„Wir alle, Haupt– und Ehrenamtliche, sorgen dafür, dass unser Sozialstaat täglich mit Leben erfüllt wird; wir organisieren den alltäglichen Frieden hier vor Ort“, brach die Vize-Landrätin eine Lanze für die kommunale Gemeinschaft und warb für Solidarität im Gesamtkreis: „Gemeinsam werden wir zu Lösungen kommen, auch für Probleme, die wir heute noch nicht kennen.“
Die Verbundenheit zwischen beiden Städten sei ein gutes Beispiel für gelebte Demokratie, sagte Oberbürgermeister Torsten Schweiger aus der Partnerstadt Sangerhausen: „Demokratie bietet auch eine Chance voneinander zu lernen. Gemeinsam können wir in Zeiten großer Herausforderungen an dem wichtigen Gut Demokratieförderung arbeiten.“
Bevor das Buffet eröffnet wurde, dankten Stadtverordnetenvorsteher Reiner Heine sowie Henry Richter in seinem Schlusswort allen am Erfolg des Neujahrsempfangs Beteiligten und Mitwirkenden.
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