04.06.2024
In neun eigenen Küchen wird das Essen für die städtischen Einrichtungen selbst zubereitet
Mehr Bio, mehr regionale Lebensmittel, weniger Fleisch, weniger Verschwendung – die Bundesregierung hat Anfang des Jahres eine neue Ernährungsstrategie mit dem Titel „Gutes Essen für Deutschland“ beschlossen, die sich auch an Kindergärten und Schulen wendet. In Baunatal wird diese Initiative begrüßt, ist die Stadt in ihren Kindertagesstätten doch seit Jahrzehnten ein Vorreiter in Sachen gesunde Ernährung: In neun stadteigenen Kitaküchen wird jeden Tag für alle 17 städtischen Einrichtungen gekocht. Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit haben dabei frische saisonale und regionale Produkte in den Kita-Küchen Vorrang.
Dabei wird auf eine ausgewogene Ernährung geachtet, so dass die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Ernährungspyramide eingehalten wird. „Der Hauptanteil der Mahlzeiten liegt bei Gemüse und Salat, aber auch Kohlenhydrate und Fett im vernünftigen Maß fehlen nicht. Beim Nachtisch wird oft Obst gereicht, aber auch Süßes ist mit dabei, wobei es in den meisten Kindertagesstätten einen zuckerfreien Vormittag gibt“, führte die Pädagogische Leiterin Ines Lattemann in der Kita Talrain aus, wo sie sich, stellvertretend für alle Baunataler Kita-Küchen, gemeinsam mit Fachbereichsleiterin Kerstin Müller-Leibold und Erstem Stadtrat Daniel Jung bei einem Blick in die Töpfe von Köchin Gabi Ringk von der anspruchsvollen Qualität der Kita-Essen überzeugte. „Den hohen Standard weiter zu gewährleisten und dabei bei steigenden Energie- und Lebensmittelkosten wirtschaftlich zu kalkulieren und Möglichkeiten zur Kosteneinsparung im Blick zu behalten; das ist unser Anspruch, dem wir gerecht werden“, bekräftigt der Erste Stadtrat. Im Fokus stehe neben dem Bezug der Produkte von regionalen Anbieter eine möglichst effiziente Küchenauslastung und die Nutzung von Synergieeffekten.
Zur weiteren Optimierung der Abläufe in den Baunataler Kita-Küchen hat sich daher im Januar ein Arbeitskreis gegründet, dem u.a. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas, darunter Köchinnen und Köche, und des zuständigen städtischen Fachbereichs angehören. Die Optimierung des Bestellwesens, das Definieren von Qualitäts- und Ernährungsstandards sowie die Vorproduktion bzw. Bereitstellung von Mittagessen für den Ausfall des Küchenpersonals gehören zu den Kernaufgaben des engagierten Arbeitskreises, erläutert die Fachbereichsleiterin.
Dem Thema Resteverwertung für das „Essen am Tag danach“ kommt in den Kitas eine große Bedeutung zu; zum einen in puncto Wirtschaftlichkeit und natürlich sollen keine wertvollen Nahrungsmittel weggeworfen werden, berichtet Ines Lattemann. Wichtig sei, schon bei der Planung, die immer unter wirtschaftlichen Aspekten erfolge, auch darauf zu achten, welche Zutaten gegebenenfalls nochmals verwendet werden können, fügen Sabine Hammerschmidt, Leiterin Kita Talrain, und Köchin Gabi Ringk hinzu. „Aus übriggebliebenen Kartoffeln beispielsweise kann man wunderbare Speisen zaubern, während sich Reis nicht zur Wiederaufbereitung eignet. Aus altem Brot machen wir Paniermehl, und man kann einiges auch gut einfrieren,“, berichtet Gabi Ringk.
Auch die Einbeziehung der Mädchen und Jungen beim Thema Kochen und Ernährung ist gemäß der im Pädagogischen Konzept der Stadt festgelegten Partizipation ein wesentlicher Bestandteil in den Einrichtungen. Wie in vielen anderen Kitas in Baunatal können auch die Talrain-Kinder den Speiseplan oft mitgestalten. An diesem Mittag gibt es neben Putengeschnetzeltem einen leckeren vegetarischen Brokkoli-Kartoffelauflauf. Insgesamt 130 Gerichte bereiten Gabi Ringk und ihr Team in der hellen, offen einsehbaren Küche im Eingangsbereich jeden Tag zu. Dabei gehe es auch darum, die Sinne der Kinder zu sensibilisieren. Dafür dürfen sie auch mal an den frischen Kräutern wie Rosmarin oder Minze zupfen, um den Geruch an den Händen wahrzunehmen, erzählt die Köchin. „Und wenn Brot gebacken wird, zieht ein himmlischer Duft durch das ganze Haus und lockt die Kinder zur Küchentür“, weiß Kitaleiterin Sabine Hammerschmidt.
Für Eltern werde die gesunde Ernährung in den Kindertagesstätten immer wichtiger, da die außerhäusige Betreuung der Kinder in den vergangenen Jahren stetig zugenommen habe. „Die gesunde Vollverpflegung wissen die Eltern als entlastende Dienstleistung der Stadt Baunatal sehr zu schätzen“, sagt Ines Latteman. Die eigene Frischeküche biete zahlreiche Vorteile: Der Speiseplan mit kindgerechten Mahlzeiten werde selbst erstellt, die Kindern könnten in den oftmals einsehbaren Küchen, die sozusagen das „Herzstück“ einer Kita seien, hautnah miterleben, wie Lebensmittel zubereitet werden und auf Unverträglichkeiten könne unproblematisch eingegangen werden. So sei die gelebte Erziehungspartnerschaft auch an dieser Stelle ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in den Baunataler Kitas.